HDTV - die Revolution des Fernsehbildes?
HDTV waren die Zauberbuchstaben des letzten Jahres wenn es um technische Innovationen ging. Aber was bedeuten diese vier Buchstaben wirklich?
Bisher sahen wir uns alle Fernsehsendungen, DVDs usw. im PAL-Standart (Phase Alternation Linie) an. Diese sehr alte Norm teilt die Bildinformationen in 576 Zeilen und 720 Linien und sendet 50 Bilder pro Sekunde. Der HDTV-Standart (High Definition Television) bietet nun wesentlich mehr Informationen. Die Auflösung besteht aus 1080 Zeilen und 1920 Linien, was die Bildschärfe und den Kontrast um ein vielfaches steigert. Das Ergebnis ist sehr einleuchtend, nur was bedeutet das in der Realität?
HDTV ist tatsächlich eine Revolution im Filmbereich, jedoch ist die Auswirkung dieser Revolution relativ. Denn das menschliche Auge hat seine Grenzen. Die für uns sichtbare Bildqualität ist stark abhängig von der Bildgröße in Relation zum Sichtabstand. Es macht definitiv wenig Sinn, sich bei einem Sichtabstand von fünf Metern einen 21 Zoll HDTV-Fernseher in die Stube zu stellen. Hier ist das menschliche Auge nicht in der Lage die Unterschiede gravierend wahrzunehmen.
Völlig anders sieht das bei großen Bildern aus. Besonders im Heimkinobereich, wo Bildgrößen zwischen zwei bis drei Metern mit Videoprojektoren und Leinwänden Standart sind, bietet die HDTV-Auflösung ein völlig neues Erlebnis. Filme werden dreidimensional wahrgenommen und bieten ein eine völlig andere Dimension als die gewohnten alten PAL-Bilder.
Die Ausgabetechnik (Videoprojektoren und Flatscreens) sind mittlerweile technisch ausgereift, allerdings sieht es auf der Eingabeseite noch recht bescheiden aus. Zwar ist es über Digital-Sat oder Digital-Kabel sowie den DVD-Nachfolgern Blue-Ray und HD-DVD bereits möglich, HDTV-Signale zu sehen, jedoch ist die Auswahl an echtem HD-Material noch sehr gering. Häufig wird künstlich hochgerechnetes PAL-Material angeboten oder HDTV-Signale werden mit bildverschlechternden Kompressionsverfahren gesendet.
Es hat den Anschein, dass die großen Konzerne in Europa diese technische Innovation etwas verschlafen haben. Insbesondere das öffentlich-rechtliche Fernsehen sperrt sich noch vor diesen Techniken und hat die Einführung des HDTV-Standarts in die weite Ferne geschoben. Das hochtechnisierte Europa ist hier wieder einmal Schlusslicht.
In den USA oder Japan ist HDTV seit Jahren Standart und sorgte für den Einzug von großen, hochauflösenden Bildern in die Wohnzimmern. In diesen Ländern ist es auch üblich, die HDTV-Filme über große, hochauflösende Rückprojektionsfernseher oder Videoprojektoren anzuschauen. Die in unserem Land in großen Stückzahlen verkauften 32-42 Zoll HD-Flatscreens sind bei den, in deutschen Wohnzimmern üblichen Sichtabständen von vier bis fünf Metern, eher als Livestyle zu betrachten. Sie sind aber nicht in der Lage, ein echtes HTTV-Erlebnis zu bieten. Hier würde sicher auch ein gutes PAL-Signal genügen und den Geldbeutel schonen.
Es bleibt zu wünschen, dass die Fernsehanstalten diese Innovation erkennen und die Möglichkeit dieser neuen Technik den Verbrauchern zugänglich machen. Im Bereich der kaufbaren Software (HD-DVD/ BlueRay) hat die Filmindustrie für die nahe Zukunft immerhin schon Vieles angekündigt.
Es liegt nunmehr beim Verbraucher, durch entsprechende Nachfrage einen Markt für dieses neue Medium zu schaffen, was sicherlich nur mit echten HDTV-Filmen und entsprechend dimensionierten Bildgrößen sinnvoll erscheint, oder sich weiter mit dem gewohnten PAL-Standart zufrieden zu geben. Wer jedoch einmal ein HDTV-Heimkino in guter Qualität erlebt hat, wird diese Faszination nicht mehr missen wollen.
Jörg Erwin